Landshut West

Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb, 2014, 2. Preis
Auftraggeber Stadt Land Landshut
zusammen mit planetz, Johannes Petzl
und Landschaftsarchitektur Stiegler
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Landshut West

Städtebaulicher Wettbewerb 2014, 2.Preis, 1.BA realisiert

STÄDTEBAULICHE GEDANKEN Das Projektgebiet zeichnet sich heute durch einen weiten, agrarisch genutzten Landschaftsraum aus, der einerseits vom Biotop Klötzlmühlbach und andererseits von der großmaßstäblichen Flutmulde begrenzt wird. Aufgrund dieser Lage am Rande des vorstädtischen Siedlungsgefüges und am Übergang zur offenen Landschaft ist es unser Ziel, ein unverwechselbares Siedlungsbild zu schaffen, das robust genug ist, um sich flexibel auf unterschiedliche Wachstumsszenarien einzustellen und das auch bei etappenweiser Realisierung zu einem schlüssigen Gesamtkonzept findet. Das vom ländlichen Raum geprägte Motiv der Feldrainen aufgreifend schlagen wir daher vor, das neue Wohngebiet mittels grüner Fugen in separate Wohnfelder zu gliedern. Diese liegen als Siedlungsinseln frei im Grünraum zwischen dem Klötzlmühlbach und seinem als Versickerungsfläche reaktivierten, ehemaligen Verlauf und ermöglichen auf ganz selbstverständliche Art eine Realisierung in Bauabschnitten. Ein weitere, besondere "Insel", geprägt von Wohnen und Arbeiten, schliesst das neue Quartier nach Norden ab und bildet einen angemessenen Übergang zum Gewerbegebiet. Die im Osten gelegene Konversionsfläche arrondiert nach Norden die bestehenden Siedlungsstrukturen, um sich dann mit ihrer südlichen und östlichen Bebauung dem Klötzmühlpark zuzuwenden und gleichsam die bestehende Siedlung zu diesem wertvollen Naherholungsraum hin zu öffnen. GRÜN- UND FREIRAUM Das neue Baugebiet fügt sich in drei völlig unterschiedliche Freiräume: Verbindendes Element in Ost-West-Richtung zur Innenstadt ist der neue Klötzlmühlpark. Sein Rückgrat bildet der bestehende Bachlauf mit dem begleitenden Gehölzbestand. Entlang der neuen Rad-und Fußwegeverbindung reiht sich perlenschnurartig eine Abfolge von Freiräumen, die eine landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft widerspiegeln. Beim Durchwandern erschließen sich vielerlei Nutzungsangebote, die im Bereich der Konversionsfläche beginnen und sich zur Flutmulde hin ausdünnen: Extensiv genutzte Wiesen ersetzen die intensiven Ackerbauflächen, ein Obstanger bietet Patenschaften für einzelne Bäume und das fließende Wasser kann man von Holzdecks auch einmal ganz aus der Nähe erleben. Ein weiterer Freiraum ist die langgestreckte Grünzäsur zum bestehenden Ortsrand, die in weiten Teilen dem historischen Bett des Klötzlmühlbachs folgt und natürlicherweise tiefer als die Umgebung liegt. Folgerichtig übernimmt sie mit der Regenwasserversickerung eine zentrale Entsorgungsfunktion. In die länglichen Mulden wird das Regenwasser aus den neuen Siedlungsgebieten über gefasste Gräben und Kanäle oberflächlich eingeleitet, die in den Grünfugen zwischen den Baufeldern verlaufen. Die staunassen Zonen werden immer wieder überflutet und lassen Erlen- und Weidengebüsch aufkommen. Sie dienen gerade den älteren Kindern als Erkundungsbereiche, in denen das freie Spiel mit Matsch, Kies und Sand möglich ist. Schliesslich zeichnet sich die Flutmulde im Westen durch eine ganz besondere Weite mit freier Sicht auf die Isarhänge im Norden und Süden aus. Sie bietet offene Spiel- und Bolzflächen sowie eine großräumige Grünverbindung zur Isaraue für Radfahrer, Reiter und Jogger. ANBINDUNG UND VERKEHR Die automobile Erschließung des Wohnquartiers erfolgt vorrangig vom Norden. Vom Rennweg aus reiht die Haupterschließung des Wohngebiets als Fortsetzung der Fragnerstraße die einzelnen Siedlungsfelder auf, die intern über verkehrsberuhigte Wohnstraßen erschlossen sind. Untergeordnete Anbindungen ans vorhandene Straßennetz für den Autoverkehr sind in Fortsetzung des Rabenauer Wegs und ganz im Süden über die Schwaigerstraße vorgesehen. Die Wohnstraßen sind als verkehrsberuhigte Zonen ausgebildet, die durch einzelne gepflasterte Platzbereiche rythmisiert und in ihrer Linearität gebrochen werden. Die nur durch Pflasterrinnen markierte Fahrbahn und die Anordnung der Besucherstellplätze im Straßenraum verspringen an diesen Plätzen und führen im Einklang mit den versetzten Baumstellungen zu einem abwechslungsreichen öffentlichen Raum. Anliegerwege erschließen die weiteren Bebauungen und münden im Übergang zu den Grünfugen in einem gemeinschaftlichen Hof. Die Konversionsfläche wird über Stiche vom Brauneckweg und von der Schwaigerstraße erschlossen, die nach Vollendung beider Bauabschnitte durch eine verkehrsberuhigte Wohnstraße verbunden sind. Ein engmaschiges Fuß- und Radwegesystem verläuft nicht nur parallel zum Klötzlmühlbach, sondern verbindet auch quer dazu das neue Quartier mit den bestehenden Wohngebieten südlich des Baches und den nördlich anschließenden Bereichen. Stadtbusse können über die neue Quartierstraße und den Rabenauer Weg die zentralen Bereiche des neuen Quartiers an das ÖPNV-Netz anbinden. BAUSTRUKTUR UND NUTZUNG Jedes Siedlungsfeld bildet das gesamte Nutzungsprofil in vergleichbaren, aber variablen Anteilen ab: Im Schnittpunkt mit der Quartiersstrasse, sind Bereiche erhöhter funktionaler und baulicher Dichte, wie Geschosswohnungsbau und Flächen des Gemeinbedarfs aufgereiht und durch einen öffentlichen Platzes gestützt. Dabei nimmt der Geschosswohnungsbau in Form von offenen Höfen die Maßstäblichkeit des Vorhanden auf und gibt insbesondere neuen experimentellen Wohnformen Raum. Eine einfache Struktur kennzeichnet die Wohnfelder: Die Bebauung südlich der Wohnstraßen ist unmittelbar erschlossen und besteht aus Winkelhofhäusern, die sich zu den Rändern hin in freistehende Einfamilienhäuser auflösen. Nördlich der Wohnstraße alternieren Reihenhäuser und freistehende Langhäuser als Reihen entlang der Anliegerwege. Als rahmender Abschluss des Straßenraums am Ende jedem Wohnfelds und zugleich als akzentuierender „Schauinsland“ zum ländlichen Außenbereich liegt ein höheres Wohnhaus mit mehreren Wohneinheiten und überblickt die Flutmulde. Die Grundstruktur der Siedlungsfelder setzt sich in der Konversionsfläche logisch fort. Freistehende Einfamilien- und Doppelhäuser greifen die Maßstäblichkeit der unmittebar anschliessenden Siedlung auf und füllen diese ganz pragmatisch auf. In der besonders geschützten Binnenlage am östlichen Rand des neuen Wohnquartiers entsteht ein Ensemble aus drei lose gesetzten, kompakten Baukörpern, das in Fortsetzung des öffentlichen Parks liegt und den Erhalt eines Großteils der bestehenden Bäume ermöglicht. Zur Identitätsstiftung und Adressbildung im neuen Wohngebiet schlagen wir vor, Vorhandenes -soweit möglich- zu integrieren und weiterzunutzen. Inbesondere könnte der nördliche Hof in ein Quartierszentrum mit angeschlossenem Platz umgewandelt werden und einen schönen Auftakt in das Wohngebiet bilden. Der südliche Hof kann in einen Biergarten umgewandelt werden. Im nördlichen Baufeld am alten Rennweg werden die bestehenden Höfe ebenfalls integriert, mittels einer Reihe von Handwerker- und Gewerbehöfen fortgeführt und das bewährte Motive von Wohnen und Arbeiten in unmittelbarer Nähe in eine zeitgemäße Form übersetzt. So können die Spuren der Kulturlandschaft integriert werden und auch zukünftig von der ländlichen Vergangenheit des Wohngebiets erzählen. Wo dies nicht möglich ist, kann die Siedlungstruktur fortgeführt werden. zusammen mit Johannes Petzl, Planetz und Landschaftsarchitektur Stiegler